Sepharden nannten sich die Juden, die bereits seit der Zeitenwende in Spanien
(Ivrit: Sepharad) siedelten. Die Wurzeln der Musik der Sepharden liegen in Spanien, wo
sich zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert eine einzigartige Symbiose aus muslimischer,
christlicher und jüdischer Kultur entwickelte. In dieser Zeit entstand auch die Sprache
der Sepharden, die neben ihrer Grundlage - einem altspanischen Dialekt - eine Vielzahl
hebräischer, arabischer, türkischer, italienischer und französischer Idiome aufweist. Die
Sprache wird üblicherweise Ladino genannt, offiziell spricht man jedoch vom
„Judeo-Espagnol” (Judenspanisch). Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien und Portugal
1492 wanderten deren Melodien und Texte um die gesamte Mittelmeerregion bis nach
Nordafrika, in die Türkei, nach Griechenland und in die Balkanstaaten. Sepharden ließen
sich auch in Frankreich, den Niederlanden, den USA und in Südamerika nieder. So kam es,
dass die Musik der Sepharden über Jahrhunderte weltweit mündlich tradiert und immer wieder
neu interpretiert wurde. Texte und Melodien übernahmen hierbei musikalische Elemente der
Regionen und Kulturen, mit denen die Sepharden in dieser Zeit in Berührung kamen.
Schriftlich fixiert wurde diese Musik erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts.