Literatur und Musik begegnen sich in der jüdischen Kultur seit Jahrtausenden. Schon zu Zeiten von König David und König Salomo wurde Poesie vertont und in Begleitung von Musikinstrumenten präsentiert. Es ist kein Zufall, dass König David mit einer Lyra abgebildet wird. Eines der ältesten bekannten Dokumente einer klangbezogenen Poesie ist das „Hohelied” König Salomos – auch das „Lied der Lieder” genannt. Das „Hohelied” ist eine Sammlung von weltlichen Liebesgedichten des alten Orients. Wie diese Sammlung in die Tanach (altes Testament) gelangen konnte, weiss man nicht, da die Beschreibung von erotischem Entzücken und weiblicher Schönheit naturgemäß nicht das Thema von Religionen ist. Um so stärker wirkt in diesem religiösen Kontext der Zauber der Worte und Verse, das Spiel der lyrisch-dramatischen Metapher und die Fülle der Düfte, Farben, Töne und Klänge.
Daher beginnt unser Programm jüdischer Musik und Literarur mit einer Lesung aus dem Hohenlied Solomos; die Melodie des darauf folgenden Intrumentalstücks „Et Dodim Cala” ist eine Vertonung von Teilen des Hohenlieds, welche im Mittelalter entstand.
Dieses historische Vorbild inspirierte das Projekt „jüdische Musik und Literatur” – eine Abfolge von literarischen Texten aus verschiednen Epochen der jüdischen Geschichte, die zusammen mit der Musik der Sepharden aber auch der Ashkenazen zu einer Einheit verschmelzen.